UNGEDULD

Heute ist mein Glückstag, ein 13ter, 13.03.2023 und ich kann euch teilhaben lassen an meiner Ungeduld. Es gab diese sehr lange Zeit, ja auch ein Jahr kann sich verdammt ziehen, wo kaum etwas ging. Ich war neugeboren, konnte zwar sprechen und hinhören aber war so leer und ausgepowert. Ich konnte nur maximal 10 min aus dem Bett, wenn ich es den aus Bett geschafft habe. Hatte ich doch nach der langen letzten Operation keine Bauchmuskeln mehr. Da lag ich also fast den ganzen Tag im Bett. Hörte Musik, habe gelesen oder starte die Wand und Decke an.

In meinen Gedanken war klar, irgendwann das so wunderschöne gewohnte Leben zu genießen, aber wann? Wann kann ich wieder ohne Schmerzen, Schwindelgefühle aufstehen. Endlich wieder Duschen, essen machen, an die frische Luft gehen. Ich musste weiter von jeden Tag zu jeden Tag GEDULD lernen und meistern. Und so ging es dann vorwärts. Ich ging das erste Mal seit langer Zeit duschen. Es ist unbeschreiblich, nach so langer Zeit. Ich genoss jeden einzelnen Tropfen, ich
spürte das warme Wasser an jeder Zelle. Es war ein großartiges Glücksgefühl diese ersten 5 min in der Dusche waren die intensivsten Momente mit dem Wasser meines Lebens. Ich schaffte es alleine wieder ins Bett und fühlte mich wirklich Neugeboren. Ich fühlte mich sehr intensiv bewusst. Dann wollte ich unbedingt die Post aus dem Briefkasten holen. Von der ersten Etage die 23 Stufen runter und wieder hoch in geschätzten 30 min war für mich ein Marathon. Ich steigerte
mich weiter und konnte mich 30 min am Tag hinsetzen. Unvorstellbar zu der Zeit wo ich nur lag. Ich habe dann im Wochenrythmus meine Bewegung gesteigert. Immer ein Stück mehr. Zweimal in der Woche Post vom Briefkasten holen, bis ich dann wieder 5 Wochen später, jeden Tag die Treppenstufen runter und wieder rauf bin. Dann kam der Tag, wo ich mich raus traute. Ich bin einmal meinen Wohnblock hin und her gelaufen geschätzte 150 m. Ich steigerte auf,  einmal um den ganzen Block, geschätzte 350m. In Gedanken bin ich zu meinem geliebten Biesdorfer Baggersee gelaufen. Dass sind ungefähr 4 km hin und zurück. Ich halbierte den Weg, den ich dann 14 Tage
jeden Tag gelaufen bin. Ich hörte bewusst auf meinen Körper, gönnte mir Pausen zwischendurch. Aber ich lag jetzt nur noch den halben Tag im Bett. Wochen später schaffte ich es zum Biesdorfer Baggersee. Zum Glück gab es dort nach meinem 90min Lauf eine freie Bank am See. Ich konnte dann nach Hause fahren mittels U-Bahn und Bus. Zum Glück liegt mein Biesdorfer Baggersee genau an einer U-Bahn-Station. Ich steigerte mich dann immer weiter. Ich ging zum Biesdorfer Baggersee, umrundete ihn einmal, zweimal und wieder nach Hause. Diese sehr bewusste Zeit erlebe ich in Gedanken nochmal um mir dann bewusst zu zeigen, was man alles mit GEDULD schafft. Sagte doch meine Oma schon, mit GEDULD und SPUCKE.

ROM WURDE NICHT AN EINEM TAG ERBAUT !!!