
Meine Gedanken waren, dass ich natürlich jetzt nach Hause kann umgehend. Der Oberarzt Dr. Pohl sah sich den Bauch Blasenkatheder an und war sehr zu frieden. Es gab von ihm jetzt 2 Vorschläge. Ich könnte mit Antibiotika sofort nach Hause oder ich bekomme noch 2 weitere Tage Antibiotika am Tropf hier auf Station. Ich meinte zum Oberarzt Dr. P welche Variante er wählen würde und so blieb ich bis Sonntag dem 13.06.2021 im Sana Krankenhaus. Ich wurde auf die Waage gestellt und dachte ich verhörte mich, ich wog jetzt 76 kg …ich bin mit circa 116 kg ins Krankenhaus gegangen. Ich machte mich bereit für meine Krankenhaus Entlassung, bekam einen Ordner mit Krankenhaus Kopien. Sonntag 13. Ging es also Heim. Die 13 ist ja eh meine absolute Glückszahl und dann kann ja nix passieren. So fuhr ich dann nach 4 Wochen Krankenhausaufenthalt mit dem Taxi nach Hause. Fazit, es ging mir ganz gut, trotzdem ich rund 40 kg abgenommen hatte. Ich sah mich das erste Mal im Badspiegel und sah wie mir die Haut an Armen und Beinen herunterhing. Auch meine Kraft war weg, ich bezifferte diese bei circa 30%, ich lag ja auch geschätzte 20 Stunden von 24 Stunden im Bett. Ich weiß noch ganz genau wie ich mich gefreut habe als ich das erste Mal die Post aus dem Briefkasten geholt habe. 24 Treppenstufen runter und wieder rauf, es war zu diesem Zeitpunkt ein Marathonlauf für mich. Ich ließ mir von meinem Freund Stephan den KREBSBEZWINGER ausdrucken auf jeden Din A4 Blatt ein Buchstabe. Dieser Schriftzug klebt bis heute an der Wand neben meinem Bett zu Hause.

In meiner Post war dann auch mein Behindertenausweis, unter Tränen lass ich100 % Schwerbehindert auf unbegrenzte Zeit. Dass war eine schwer Verdaubahre Info. Aber zu meinem Schutz und mit ein paar Begünstigungen gibt es diesen Schwerbehindertenausweis mit meinem Krankheitsbild. Ich musste also, dass Beste daraus sehen und nicht wie ich zuerst dachte, 100% Abschreibung. 10 Tage später sollte ich meine erste Chemotherapie haben. Ich habe mir eine Praxis am Sana Krankenhaus ausgesucht. Dann hätte ich im Notfall immer kurze Wege. Ich fuhr gut gelaunt von zu Hause mit dem Taxi zur Onkologie. Schon beim Betreten sah ich ein mir bekanntes Gesicht. Hierzu muss ich sagen, dass ich ein ausgezeichnetes Gesichtergedächtniss habe. Ich erkenne Menschen wieder aus meinem Kindergarten, die ich über 40 Jahre nicht mehr gesehen habe. Ein Arzt der Onkologie bat mich in seinem Arztzimmer. Er erzählte mir in 30 min von allen bekannten möglichen Nebenwirkungen. Ich sagte hinter jeder seiner aufgezählten, brauche ich nicht, wähle ich ab oder kann ich drauf verzichten. Der Arzt freute sich über meinen Optimismus.

Der Arzt sagte zu mir, dass ich 6-mal Chemotherapie bekomme, ein Mittel ist enthalten, was auf Kälte reagiert. Ich sollte kein Eis essen, keine kalten Getränke trinken und nicht in den Tiefkühler fassen. Nach den 6 Chemotherapie wird dann mittels CT geschaut wie der Körper dann steht. Nachdem Gespräch wurde ich von dem mir bekannten Gesicht in die Räume der stattfindenden Chemotherapie gebracht. Dort saßen im Großen Raum circa 12 Menschen alle angeschlossen am Tropf.
Ich wünschte allen einen wunderschönen guten Morgen, was ist heut für ein wunderschöner Sonnentag. Darauf gab es keine wirkliche Erwiderung, eher schauten sie nach meinen positiven Worten auf den Fußboden. Ich dachte mir was ist hier los. Zum Glück gab es noch eine kleinen Raum mit 3 Betten, wo ich mir sofort das Bett am Fenster ausgesucht habe. Genau da wollte ich liegen für die nächsten 6-mal. Mir viel ein, dass ich mit dem bekannten Gesicht, Schwester Birgit zusammen in die gleiche Schule ging und sie heute noch in einer Querstraße von mir 200 m entfernt wohnt. Schwester Birgit versorgte mich mit stillem Wasser, hat Blutdruck und Temperatur gemessen, danach sollte es losgehen. Doch nach 1 Stunde kam die Chefärzten der Onkologie an mein Bett und meinte ich habe 38,1 Körpertemperatur und damit geht die Chemotherapie nicht los. Ich sollte mich im Sana Krankenhaus melden. Da war ich also wieder, durfte auf einem Krankenhausbett in der Notaufnahme warten auf weiteres. Eine junge mir bekannte Ärztin kam zu mir und wollte zuerst meine aktuelle Körpertemperatur wissen, keine 30 min später dort hatte ich 37,5 C Körpertemperatur. Ich war wohl nur zu aufgeregt auf meine erste Chemotherapie und hatte erhöhte Temperatur. Daraus ließ sich aber die Ärztin nicht ein und nahm Blut und Urin für Laborwerte ab. Ich habe dann den ganzen Tag auf meine erneuten Krankenhaus Entlassungspapiere gewartet und bin dann gegen 17.00 Uhr mit dem Taxi wieder nach Hause gefahren. Es war leider ein Tag ohne nix. Meine erste Chemotherapie bekam ich dann eine Woche später am Dienstag 29.06., einem Tag nach meinem Geburtstag. Gegen 10.Uhr hing mir Schwester Birgit an meinem Fensterbett 5 Große Packungen an einen Medizinständer. Danach stich sie das allererste Mal meinen Port an und meine Chemotherapie lief in meinen Körper. Dank meiner Freundin Manus Tipp, die auch schon Chemotherapie bekam, dachte ich, dass jeder einzelne Tropfen der Chemoflüssigkeit gezielt eine Stelle vom Krebs kaputt macht. Die Chemotherapie dauerte insgesamt über 5 Stunden, ich bekam einen nach dem anderen Beutel Flüssigkeit in meinen liegenden Körper. Gegen 15.30 Uhr bekam ich dann noch eine portable Chemotherapie um den Hals die bis zum Donnertag, also in 2 Tagen in meinen Körper langsam läuft.
Ich fuhr mit dem Taxi und dem gleichen Fahrer, Olli, der mich ab jetzt immer per Taxi fahren sollte nach Hause und am Donnerstag sollte ich um 11 Uhr in der Onkologie sein, um die leere Büchse mit Flüssigkeit abzugeben. Am 13.07. 2021 sollte ich meine zweite Chemotherapie haben und dann alle 14 Tage. Der 13te sollte nicht nur mein Glückstag sein. Neben mir in der Onkologie bekam Frau Reimann auf einem Krankenhausbett ihre Chemotherapie. Frau Reimann war geschätzte 70 Jahre jung. Gegen 15 Uhr wo alle anderen Patienten schon weg waren machte sie neben mir komische Geräusche, schnappte nach Luft. Sofort brüllte ich ganz laut Schwester Birgit, man muss man Schrei bis München gehört haben. Schwester Birgit kam angerannt, alarmierte sofort den Arzt und kam mit ihm und einer Großen Sauerstoff Flasche wieder. Man zog eine spanische Wand zwischen unseren Betten. Ich konnte es deutlich vernehmen, dass alle anwesenden um ihr Leben kämpften. 30 min später als Frau Reimann wohl wieder zu Verstand kam hörte ich vom Arzt, da haben sie Glück gehabt Frau Reimann, der Herr Schreiber hat ihr Leben gerettet. Wenn Herr Schreiber nicht gerufen hätte, nicht da gewesen wäre, wären sie jetzt im Himmel. So wurde ich also am 13.07.2021 Lebensretter. Ich fuhr mit dem Taxi nach Hause und musste mich hinlegen, das war ein aufregender Tag. Ich sah mit eigenen Augen wie dünn der Faden zwischen Tod und Leben ist. Zu Hause machte ich dass erstemal nach 57 Jahren meine Taufkerze an. Ich betete dass ich alles richtig gemacht habe für Frau Reimann.

Mein bester wichtigster Freund Sergej telefonierte mit mir und sagte zu mir, gut gemacht. Wer ein anderes Leben rettet wird nicht selber aus dem Leben gerissen. Ich steigerte meine Energie und Kraft jeden Tag in dem ich immer etwas länger auf den Beinen war in der Wohnung. Ich ging auch einmal in der Woche zum Briefkasten. Ich dachte daran, wie es wohl wäre, wenn ich erst wieder zu meinem Lieblingssee Biesdorfer Baggersee laufen kann. Zu meiner 3. Chemotherapie fragte mich der Arzt nach Nebenwirkungen, ich hatte zum Glück keine und der Arzt freute sich mit mir darüber. Da durch Nebenwirkungen die Chemotherapie unterbrechen werden müsste und nach neuen Medikamenten gesucht werden müsste. Die Woche nach meiner 3 Chemotherapie fuhr ich mit meinem Freund Stephan an die Ostsee nach Stralsund. Ich bekam diesen 2 Nächteausflug zum Geburtstag von Stephan und Norbert. Wir hatten viel Zeit bei der Anreise eingeplant, ich brauchte nur einen Autobahnstop. Und so kamen wir gut in Stralsund an konnten in unsere Ferienwohnung. Meine Wohnung war auf der untersten Etage und ich konnte mich sofort hinlegen und ausruhen. Kurze Zeit später gab es schon das erste Fischbrötchen. 3 Tage verwöhnten mich dann meine Freunde Stephan und Norbert in Stralsund. Strandspaziergänge, Hafenrundfahrt und lecker Fisch essen stand auf unserem Programm.

Diese Seeluft brachte mir viel Kraft und Energie. Am 31.07.2021 kam ich dann zum Bauchblasenkatheder Wechsel in die Urologie Lichtenberg, dort meinte der Arzt zu mir warum ich denn eine 5er Schlauch drinnen habe, einen 6er Schlauch wäre doch viel besser zum Ablaufen. Er wollte mir also einen 6er Schlauch legen. Ich dachte zum Glück erst danach darüber nach. Es war sehr unangenehm. Die Haut weitet sich zwar aber in eine 5er Loch ein 6er Schlauch. Ich war ja im ersten Leben Tischler gewesen. In ein 5er Dübel Loch bekomme ich kein 6er Dübel hinein. Alle 6 Wochen musste ich dann zum unangenehmen Blasenkatheder Wechsel in diese Urologie.
ICH WILL LEBEN
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