Die Wartephase

Meine Freunde Stephan und Norbert besuchten mich und brachten mir auf meinen Wunsch Bananen mit. Sie übertrieben es ein bisschen und ich hätte Fast einen Bananen Handel im Krankenhaus betreiben können. Dann kamen der Donnerstag und ich fragte in der Visite ob sie gestern schön am runden Tisch gesessen haben und Tee/Kaffee hatten zum Kuchen in der Tumorkonferenz. Mit einem Lächeln erzählte mir dann der Oberarzt Dr. Pohl, dass die Tumorkonferenz in einem Raum mit vielen Bildschirmen Online mit ca. 20 Chefärzten, Professoren, Oberärzten aus dem Raum Berlin/Brandenburg gemacht wird. Also bekam ich 20 hochgradige Meinungen und Erfahrungen zu meinem Krankheitsbild, ich war begeistert und sehr glücklich wie weit heute die Medizin ist, mit meinem Krankheitsbild hätte ich vor 100 Jahren wohl keine Chance gehabt. Am Freitag bekam ich Besuch auf einer Bank im Krankenhausgelände von Elli & Marco, sie erzählte mir, dass sie im vollen Mitgefühl ist, da Elli ihre Schwester an Krebs verloren hatte. Sie brachten mir Saft, Obst und selbstgebackene Erdbeertörtchen mit, mit Erdbeeren von Karls Erdbeerhof.  Ich teilte ihnen mit dass ich am 8.8. zu ihnen in den Garten kommen möchte um Burger zu essen. 88 ist ja eine Glückszahl und außerdem manifestierte ich damit meine erfolgreiche OP.  Zurück auf der Station musste ich erfahren, dass ich keine Erdbeeren essen durfte. Zum Glück meines Stationspersonals gab es also für alle leckere Erdbeertörtchen.

Vielleicht waren es diese Erdbeertörtchen die mir vom Oberarzt Dr. Pohl eine freudige Nachricht brachte. Mein OP Termin steht, nächsten Dienstag statt Donnerstag. Ich telefonierte mit meiner Mama, dass sie mich Bitte im Krankenhaus besuchen solle, ich wollte ihr unter 4 Augen alles erzählen. Ich rief meiner Mama ein Taxi, da sie selber schlecht zu Fuß war mit ihren 84 Jahren, 2 Hüftgelenken, 1 Kniegelenk und Arthrose im anderen Knie, war dass die beste Anfahrmöglichkeit zum Krankenhaus. Sie freute sich sehr mich zu sehen und wir drückten uns ungewöhnlich lange. Ich holte vom Eiskaffee Winkler, 200m entfernt von unserer Parkbank 2 Eisbecher. Ich dachte mir mit Eis im Körper ist es leichter für mich zu erzählen was für ein neues Projekt ich angefangen habe. Natürlich weinten wir beim Gespräch, aber ich ließ meiner Mama es schnell spüren, dass ich KREBSBEZWINGER werde. Sie spürte meine positive Energie und wünschte mir alles Gute. Am Montag sollte die OP dann mittels vieler Aufklärungsgespräche losgehen. Die Anästhesistin, der Oberarzt Dr. Pohl und ein paar weitere Chirurgen sprachen mit mir. Gleichzeitig bekam ich am Montag nix mehr zu essen und bekam Abführmittel um meinen Darm leer zu machen.

Am Nachmittag kam der Oberarzt Dr. P nochmal in mein Zimmer und verabschiedete sich zu seinem Feierabend. Darauf meinte ich zu ihm, sie müssen sich doch bei mir nicht verabschieden, drauf meinte er, dass ich der einzige Mensch bin hier auf seiner Station, der immer lächelt, gut gelaunt, und vernünftig mit ihm redet. Er bekommt auf Grund der Corona Maßnahmen wohl viele Schlimme Worte um die Ohren sonst. Darauf wünschte ich ihm einen schönen Feierabend in seinem Garten mit seiner Familie, er möge beim Bier oder Wein ein Schluck für mich mittrinken. Ich mochte den Oberarzt Dr. Pohl sehr und er mochte mich wohl auch. Wir waren auf einer Wellenlänge auch durch die Vorliebe für den gleichen Berliner Fußballverein 1.FC Union Berlin, wo sein Sohn Fußball spielte. Am Montagabend bekam ich dann Besuch von meinem besten und wichtigsten Freund Sergej. Er sprach für mich sehr viele Gebete und gab mir positive Energie. Seine Zeit mit mir hat mir schon immer sehr viel gebracht, doch dieses Mal war es noch eine andere Hausnummer. Er berichtete von meinem Papa, der auch der Meinung war, dass ich auf der Erde noch gebraucht werde und noch nix im Himmel zu suchen habe. Sergej machte mir meine Halskette ab mit der Blume Des Lebens Anhänger und dem Ankh Kreuz. Er sollte die Kette für mich aufheben und wünschte mir alles Gute für die bevorstehende morgige OP. Sergej machte für mich dann 3 Heilkerzen aus Jerusalem an.

Am Montagabend ging ich dann auf der Station in die riesige Badewanne, was für eine wunderschöne Zeit, Warmwasser mit ätherischem Öl und der ganze Körper war unter Wasser. So groß war diese Badewanne. So war ich glücklich und konnte mich gedanklich auf die OP vorbereiten.  Mann fuhr mich dann am Dienstagvormittag in den OP. Als ich wieder wach wurde, war ich auf einer Intensivstation und bat um etwas zu trinken. Aufstehen und zur Toilette gehen wollte ich. Die Pfleger der Intensivstation freuten sich, dass es mir so gut geht. Meinten aber zu mir, dass ich nicht auf Toilette zu gehen brauche, da ich ein Stoma für meinen Stuhlgang hatte und einen Blasenkatheder der mein Urin auffängt. Ich durfte mich aber mit einer Physiotherapeutin hinstellen und sie rieb mir den Rücken mit einem belebenden Mittel ein. Ich hatte ein wenig Hungergefühl und wollte etwas essen. Ich durfte aber nur eine Suppe trinken. Man fragte mich was ich wolle, Kartoffel, Spargel, Tomate, Gemüse. Ich fragte die Krankenschwester welche Suppe sie selber trinken würde. Sie meinte Tomatensuppe, diese lies ich mir dann bringen. Mir ging es so gut, dass ich dann umgehend wieder auf meine Station in mein Zimmer zurückkonnte. Auch am späten Abend durfte ich nochmal eine Tomatensuppe essen.

Da ich viel trinken sollte stellte man mir einen ganzen Kasten mit 0,75ml Flaschen Stilles Wasser ins Zimmer.

Am Mittwoch kam dann Außer der Visite auch eine Ernährungsberatung und eine Stoma Schwester zu mir ins Zimmer. Die Ernährungsberatung ergab, dass ich mich gar nicht so schlecht ernähre. Meine morgigen Haferflocken, die mir meine koreanische Meisterin der TCM Frau Rong empfohlen hatte war jetzt mit Stoma genau richtig. Ich sollte die Haferflocken nur noch mit einem Teelöffel Rapsöl einnehmen, das Rapsöl spaltet wohl sofort die Haferflockenvitamine auf. Die Stoma Schwester erklärte mir was ich da neu auf meinen Bauch habe und wechselte mit mir das erste Mal den Stoma Beutel, was ich dann demnächst bei Bedarf immer alleine machen sollte. Der Oberarzt Dr. Pohl erklärte mir, dass die OP gut verlaufen sei und ich jetzt zeitnah den Port bekommen sollte um dann mit der Chemotherapie zu beginnen. Ich fragte ihm wann der Blasenkatheder raus kann, da ich selber auf Toilette gehen wollte. Er meinte, dass man das frühestens 2 Tage nach OP macht, aber, wenn ich viel trinke und kein Blut mehr beim Wasserlassen mit raus kommt könnten wir darüber reden. Am Donnerstag war ich dann Blutfrei beim Wasserlassen und bat den Oberarzt Dr. P bei meiner Visite den Blasenkatheder zu ziehen. Der Blasenkatheder wurde gezogen, dass ist ein tolles Glücksgefühl wieder ohne. Beim Wasserlassen auf der Toilette brannte es ein bisschen und ich bekam daraufhin eine Urinauswertung vom Labor, daraufhin sollte ich Antibiotika nehmen. Wenn alles gut weiter läuft sollte ich am Montag meinen Port bekommen. Mir ging es soweit ganz gut, aber ich bekam Fieber, darauf meinte der Oberarzt Dr. Pohl wir haben den Blasenkatheder doch zu früh gezogen. Was heißt das jetzt? Der Oberarzt Dr. Pohl überredete mich einen neuen Blasenkatheder zu legen. Ich biss meine Zähne ganz fest zusammen und lies es über mich ergehen, aus meiner Sicht gibt es nix schlimmeres als ein Blasenkatheder zu bekommen bei vollem Bewusstsein. Meine Laborwerte deuteten darauf hin das ich Blutarm bin. Man gab mir 2 Bluttransfusionen und ich sollte täglich eine Eisentablette nehmen. Man ordnete für den nächsten Tag ein Magenspiegel an um zu sehen ob ich da Blut verliere. Es war wieder eine Vollnarkose nötig, man fand Blut im Magen, machte den Magen sauber und verklebte meinen Magen. Den nächsten Tag wollte man dann nochmal den Magen spiegeln um zu schauen, dass kein neues Blut da war. Dass bedeutete eine erneute Vollnarkose. Der Magen sah gut aus und ich habe beide Vollnarkosen gut vertragen. In der nächsten Nacht träumte ich das auf Toilette war zum Wasserlassen trotz Blasenkatheder oder war das kein Traum, als ich wach wurde war mein Bett nass. Die Krankenschwestern machten mir ein frisches Bett. Circa 3 Std später hatte ich wieder ein Gefühl zum Wasserlassen.

Diesmal stellte ich mich ans Bett und urinierte auf den Fußboden vor dem Bett. Die Stationsschwester meinte dann ist vielleicht der Blasenkatheder kaputt, ich hatte sofort Angst vor einem Wechsel des Blasenkatheders. Die Stationsschwester spülte meinen Blasenkatheder durch und merkte beim Rücklaufen, dass kleine Blutkoakel mit rauskamen. Damit war hoffentlich das Problem behoben. Doch falsch gedacht, wenig später urinierte ich wieder auf den Fußboden. Es wurde nochmal durchgespült. Der Blasenkatheder war wohl verstopf und die Stationsschwester telefonierte mit dem Oberarzt, der aber im OP war. Ich bekam es wieder mit der Angst zu tun vor einem möglichen Blasenkathederwechsel. Rausziehen ist ja erträglich aber einführen. Die Stationsschwester traf Gott Sei Dank alleine eine Entscheidung. Sie zog den Blasenkatheder raus und zeigte mir am Anfang eine Verstopfung mit Blutkoakel. Ich sagte ihr so nun brauche ich ja nicht mehr auf den Fußboden urinieren und ging auf die Toilette zum Wasserlassen.

Wenig später kam der Oberarzt Dr. Pohl in mein Zimmer und meinte, dass ich ja ohne Blasenkatheder auskomme. Außerdem fragte der Oberarzt Dr. Pohl mich ob ich nicht von der Privatstation auf seine Station kommen kann. Um ihm Wege zu ersparen willigte ich ein. Dann kam die Stoma Schwester und ging mit mir auf Toilette wo sie mir das Stoma abmachte und zeigte mir meinen Darm, der ein Stück aus meinem Bauch schaute. Dass war ein ganz komisches Gefühl, wann sieht man schon mal seine eigenen inneren Organe mit den Augen. Ich verabschiedete mich zum Kindertag mit dem besten Wünschen vom ganzen Team dieser Privat Schmerz Station mit einem grünen Euroschein für ihre Stationskasse. Mein neues Zimmer war in der 2 Etage mit direktem Blick auf das Eiskaffee Winkler in der Fanningerstr. Am nächsten Tag bekam ich dann einen Zimmernachbarn. Uwe war mit dem gleichen Krankheitsbild wie ich dabei, nur bei ihm hat man mit Chemotherapie ohne OP vorher angefangen. Er war fast so jung wie ich und hatte jetzt seine letzte OP überstanden. Wir verstanden uns sehr gut, sprachen über unseren gemeinsamen Lieblingsfussballverein und über Musik. Nächsten Tag kam der Oberarzt Dr. Pohl ins Zimmer und meinte ich könnte übermorgen meinen Port bekommen. Mein Zimmernachbar hatte auch einen Port und meinte kleine 20 min örtliche Betäubung und schon bin ich wieder auf Station. So wurde ich dann ordentlich in den OP gelegt und betäubt, ein junger Chirurg stellte sich vor, und alles sollte ja nach 20 min vorbei sein. Nach 20 min aber meinte mein Chirurg, mmmmhhhh. Dass verstehe ich sogar, da er 20 min an meiner rechten Schulter rumgemacht hatte. Er sagte mir er sei gleich wieder da, und kam mit seinem Chefarzt wieder. Beide machten nochmal weitere 20 min an meiner rechten Schulter rum. Mittlerweile hörte die Betäubung auf und ich wurde nachbetäubt. Nach weiteren 10 min war es dann vollbracht. Ich hatte wohl eine Rollvene die wegrutschte, deswegen hat es dann bei mir so 50 min gedauert. Als ich wieder auf Station ankam und die Betäubung weg war fühlte ich mich wie von einem Bus überrollt. Um den Schmerz zu vergessen holte uns Uwe vom Eiskaffee einen fetten Eisbecher, den wir essen durften. Uwe wurde dann am nächsten Tag mit den Worten der Visite Ärzte als GESUND entlassen. Was für eine Wohltat in unseren Ohren. Zu mir kam eine Sozialbetreuung, sie stelle einen Antrag auf einen Schwerbehinderten Ausweis, der mir wohl mit ein paar Vergünstigungen das weitere Leben Versüßen sollte. Auch sollte ich über eine möglichen REHA Maßnahme nachdenken. Aber erstmal wollte ich wieder nach Hause. Wenn alles ohne Fieber weiterläuft dann sollte ich nächste Woche auch entlassen werden. Ich tat alles dafür. Ich wechselte mehrmals täglich mein Stoma, ging zum Wasserlassen auf Toilette, ging mehrmals am Tag auf dem Stationsflur spazieren. Auch setzte ich mich in den Gruppenstationsraum um mich mit anderen Patienten zu unterhalten. Der Oberarzt erzählte mir, dass ich auch zu Hause noch einen Blasenkatheder brauche, den würde man aber durch die Bauchdecke legen wollen. Mitte der nächsten Woche bekam ich erhöhte Laborwerte und bekam dadurch Antibiotika per Tropf. Dann wurde der Termin gemacht für den Bauch Blasenkatheder im Unfallkrankenhaus Berlin Marzahn. Ich fuhr mit dem Krankentransport ins UKB Marzahn Dort meinte der Arzt, dass ich Glück habe und er sei der Beste für die Bauchblasenkatheder Legung. Natürlich sagte ich ihm mit einem Lächeln im Gesicht, dass ich auch nur zum Besten gehe. Es sollte relativ schnell gehen, man füllte meine Blase durch den Blasenkatheder um so viel wie möglich an Platz zu haben für den neuen Blasenkatheder, ich bekam eine örtliche Betäubung und ich sollte mitteilen, wenn mein Gefühl des Wasserlassens so groß ist, dass ich es nicht mehr halten könnte.

Dann meldete ich mich, merkte einen kleinen Stich, schon floss mir das Wasser vom Bauch den Körper herunter und ich hatte einen Schlauch durch meinen Bauch bis zur Blase. Der Arzt meinte nach einem gleichgemachten Ultraschall es sei sein GOLDENER SCHUSS gewesen. Der Blasenkatheder saß wohl perfekt. Leider zu meinem späteren feststellen genau auf der Gürtellinie, was es dann fast unmöglich machte normale Hosen anzuziehen. Willkommen Jogginghose. Ich wurde aus den OP Bereich gefahren und sollte noch gleich meine Arztpapiere mitnehmen ins Sana Krankenhaus. Wenig später brachte mich dann ein Krankentransport wieder ins Sana Krankenhaus.


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